Januar-März 2017
Tjardo entwickelt sich so schnell, dass ich das Lerntempo bewusst etwas gedrosselt habe. Das ist gar nicht so einfach, denn er fragt ständig nach neuen Aufgaben und ich muss wirklich sehen, dass ich ihn nicht eines Tages überfordere. Nicht nur geistig, auch körperlich hat er odentliche Sprünge gemacht.
Kaum hat er hinten geschoben, ist er 2 Wochen später wieder im Lot und dann geht es von vorne los...
Neulich habe ich ihn ostheopathisch prüfen lassen. Frau Dr. Sachs konnte lediglich etwas mehr "Spannung" im Lendenbereich wegen der Überbauung feststellen. An sonsten alles prima. Aktuell liegt Tjardo bei knapp 154cm.
Endlich, wir haben unseren neuen Anhänger bekommen und so haben wir im Februar unseren ersten Ausflug gemeinsam mit Tino gemacht: Wir waren beim Ausbilderworkshop in Nidda. Ich bin sehr stolz auf den kleinen Mann- er hat sein Debüt perfekt gemeistert. Er war brav, konzentriert und aufmerksam und ich konnte alles Gelernte abrufen. Auch Tino hat toll gearbeitet und sich einen weiteren Ausbildungsschritt nach vorne bewegt - es war einfach phantastisch!
In der Bodenarbeit haben wir die Inhalte um die Führposition von hinten (Langzügelposition) erweitert. Tjardo versteht auch schon das Abfragen des äußeren und inneren Schenkels im Schritt und im Trab von seitlich hinten und auch die Schulparade - diese natürlich nur im Ansatz gearbeitet- setzt er auf Körpersprache um.
Etwa 2 Mal in der Woche setzte ich mich für etwa 5-7 Minuten drauf, mittlerweile sogar ab und zu frei. Wir arbeiten die Zirkel im Schritt mit Vergrößern und Verkleinern, Richtungsänderungen mit Umstellen aus dem Sitz, Anhalten und Angehen. Es ist aber unverzichtbar, immer wieder Meike oder Claudia als Korrekur bzw. Hilfe von unten dabei zu haben, damit er die Hilfen, die er vom Boden kennt, ganz spielerisch mit meinen Sitzhilfen verbindet.
Heute, am 15. März wurde bei uns im Stall gewogen. Tjardo hat in einem Jahr tatsächlich 100 Kilo zugenommen! Er wiegt nun 460 Kilo. Ich bin froh, dass sich das ehemals verhungerte Kerlchen so toll entwickelt hat, denn es ist garantiert nicht nur Babyspeck! Er hat schon ordentlich Rückenmuskulatur und Hals bekommen und strotzt vor Kraft. Ein direkter Vergleich von Bildern aus dem Februar 2016 mit Bildern von 2017 hat mich das so richtig bewusst werden lassen. Ab jetzt gilt es allerdings, die Energie in weitere Muskelmasse zu lenken. Die Herrschaften haben ja draussen nonstop Heu und so ist neben Spaß und Spiel auch langsam mehr Arbeit angesagt!
April-Juni 2017
Wir haben unsere ersten kleinen Ausritte gemeistert! Nachdem Tjardo nun die letzten Monate brav als Handpferd im Gelände unterwegs war, habe ich mich im April das erste Mal ein paar Minuten von ihm "mitnehmen lassen". Maya hatte ihn mit Dancer als Handpferd und ich obendrauf! Es war ein tolles und vertrautes Gefühl, Tjardo war zu keinem Zeitpunkt unsicher oder übermütig. Er verhielt sich, als ob es das Normalste der Welt sei, Frauchen auf dem Rücken zu tragen. Ich saß zunächst nur 5 Minuten, dann 10 und mittlerweile bis zu 40 Minuten auf seinem Rücken, seine Tragkraft muss langsam gesteigert werden und wir üben nach wie vor in größeren Abständen. Nach einer Weile sind wir dazu übergegangen, uns frei zu bewegen. Tjardo und ich begleiten hierzu einfach ein braves "Führpferd", dem wir folgen können :-). Von Mal zu Mal übernehme ich nun mehr Führarbeit von oben. Parallel zu unseren Einheiten an der Longe, in denen wir die Reithilfen verbessern und vertiefen, funktioniert die "Navigation" von oben immer besser. So kann ich nun behaupten, dass das "Anreiten" hauptsächlich ganz ungezwungen im Gelände stattgefunden hat.
Am 1. Mai war Koppleauftrieb und diese Mal war so anders als das letzte Jahr! Ich erinnere mich noch gut an seinen ängstlich-verunsicherten Blick, als alle anderen
Pferde wie verrückt davongaloppierten und er statt hinterher zu flitzen, bei mir Schutz suchte. Heute ist er ein anderes Pferd! Selbstsicher. Stolz. Angekommen. Voll integriert. Mittendrin statt
nur dabei! Und so flitzt er mit seinen Kumpels glücklich über die Weiden....
Am Boden sind wir nun beim Etablieren der Hilfen auf die Entfernung und beim Erarbeiten der Führpositionen von hinten, der Langzügelposition und der Führposition von außen. Auch das Diagonalisieren im Schritt haben wir bereits angefangen. Hierbei bin ich wieder sehr überrascht, wie schnell und leichtfüßig er diese Aufgabe umsetzt. Solche Übungen sind es, die Tino wahnsinnig schwer gefallen sind und mir einmal mehr zeigen, wie anders veranlagt mein Tino ist, wie viel Mühe er sich gibt und wie unterschiedlich und vorsichtig man die Gymnastizierung jedes Individuums angehen muss.
An der Longe arbeiten wir inzwischen auf 2 verschiedene Arten: Einmal bin ich am Boden und habe eine eingewiesene Reiterin auf ihm sitzen. Das hat denVorteil, dass er meine Körpersprache und Signale natürlich ganz genau kennt und ich beim Übertragen auf die Reiterhilfen ihm dadurch sehr gut helfen kann. Ein andermal sitze ich auf ihm und habe eine eingewiesene Helferin an der Longe. Hier kann ich ihm besser erklären wie meine Reiterhilfen exakt sind bzw. wie ich sie später auch frei geben werde. Parallel zu unserer Arbeit am Boden haben wir einen Kurs mit Denny Nellesen von www.bailadorhorsemanship.de besucht. Das hat uns beiden so viel Spaß gemacht, dass wir ihn zu einem Kurs bei uns im Stall eingeladen haben. Tjardo ist mit Eifer dabei! Er ist sehr fein und aufmerksam und lässt sich im großen Roundpen frei schon sehr schön arbeiten! Ich finde, die Freiarbeit ist eine wichtige Ergänzung. In unserer gymnastischen Arbeit zielen wir auf feine Arbeit durch feine Kommunikation. Je besser die eigene Körperarbeit geschult ist, desto mehr können wir zusätzliche Hilfen auf ein Mindestmaß beschränken. Denny wird ab sofort in regelmäßigen Abständen bei uns sein.
Anfang Juni hatten wir ein tolles Fotoshooting mit Annika Seiler von www.annikaseiler-photography.de und Anne Moorbrink von Anne-Moorbrink-Fotografie. Tino, Tjardo und ich am Wasser - es sind tolle Bilder entstanden und ich bin wahnsinnig stolz, wie brav die beiden waren! So ein Shooting macht sich nämlich nicht in 30 Minuten. Wir haben fast 3 Stunden am Wasser verbracht und auch wenn die beiden Wasserratten ihr Wasser lieben, mussten sie doch immer wieder stillstehen... gerade für Tjardo war das gar nicht so einfach. Aber es hat sich gelohnt!
Am 17.-18. Juni hatten wir mal wieder Kurs bei Bent Branderup in Nidda und diesmal habe ich ihm Tjardo das erste Mal vorgestellt. Tjardo war innerlich natürlich ein wenig aufgeregt - an Auftritte mit Publikum in fremder Umgebung wird er sich aber bestimmt schnell gewöhnen. Den Stall in Nidda bei Sandra Mauer kennt er ja auch noch von seinen ersten Wochen in Deutschland, bevor ich ihn zu uns holte...
Tino war in der Halle als "Verstärkung" dabei und so war Tjardo sehr gefasst und artig und wir konnten in Ruhe unsere Arbeit zeigen. Bent hat den kleinen Kerl sehr gelobt und ich war einmal mehr stolz auf ihn und seine Entwicklung- und unendlich dankbar, dass er seinen Weg zu uns gefunden hat!