Ich freue mich, dass wir hier auch die Möglichkeit bekommen, über unseren Weg zu berichten. Wir, dass sind El Rey, mein 21-jähriger Andalusier-Trakehner-Wallach, Annika, eine gute Freundin und quasi "Reitbeteiligung" und ich, Sabine. Annika und ich haben uns vorgenommen, das Tagebuch gemeinsam zu führen und abwechselnd zu berichten.
Ursprünglich komme ich wie wahrscheinlich viele aus dem FN-Lager, habe aber schon immer viel über den Tellerrand geschaut, reflektiert und das Passende für uns aus jeder Reitweise herausgezogen. Seit über 8 Jahren arbeite ich bspw. schon nach dem Longenkurs von Babette Teschen und habe auch schon einige Kilometer hinter oder neben dem Pferd in der Lang- bzw. Kurzzügelarbeit verbracht. Es war also nicht unbedingt so, dass ich jetzt die Akademische Reitkunst "gesucht" hätte und ehrlicherweise hatte mich auch das Vorurteil abgeschreckt, dass "die" eh alles nur im Stand oder im Schritt machen...
Daran erinnerte ich mich dann, als mein 20jähriger Wallach vergangenes Jahr durch einen Sturz ein massives Loch in der Sehne hatte und Schritt verordnet bekam. Da er eh schneller abbaut als aufbaut und ich der Überzeugung bin, dass nur Spazierengehen der Genesung auch nicht förderlich sein kann, erinnerte ich mich an die Akademische Reitkunst..."die" machten nach meiner Kenntnis ja eh monatelang Arbeit im Stand und im Schritt....
So kam ich zu Ece und zunächst mal zur akademischen Bodenarbeit. Ich glaube, in der ersten Einheit hörte ich schon den Satz "Schade, dass er nicht traben darf, das würde jetzt gut passen." Okay, das hatte ich nicht erwartet...
Wir arbeiteten uns über alle möglichen Übungen im Stand langsam in den Schritt vor. Da der Platzboden bei uns zu weich war, fanden die ersten Übungen im Schritt in den benachbarten Obstreihen statt, genauso wie die ersten Einheiten ein paar Wochen später geritten. Ece war dabei unglaublich flexibel und ist immer auf die Situation und die Möglichkeiten eingegangen, die zur Verfügung standen. Nur so konnten wir direkt mit einem gymnastizierten Pferd das Aufbautraining in allen Gangarten starten, was sicherlich dazu beitrug, dass die Sehne "hielt" bzw. "hält" (Wir haben 3 Wochen nach dem Tag des Sehnenrisses mit der akademischen Arbeit angefangen und nach insgesamt 12 Wochen war er wieder voll bellastbar!).
Zu dem Zeitpunkt war mir dann schon klar, dass wir den Weg weitergehen werden. Die Akademische Reitkunst brachte mir genau die Puzzlesteinchen, die mir an manchen Stellen noch fehlten, wie bspw. das Geraderichten auf der gebogenen Linie mittels Seitengängen oder die feine Einflussnahme auf Vorder- oder Hinterhand an der Longe. Mein Dicker war regelrecht dankbar, dass ich jetzt die richtigen Ideen hatte, ihm zu einem besseren Bewegungsgefühl zu verhelfen (was sich bei ihm immer in lautem und nachdrücklichem Brummeln ausdrückte:)).
Das ist jetzt, nach über einem Jahr, eigentlich auch das entscheidende Kriterium für mich, den richtigen Weg gefunden zu haben. Rey ist mit seinen jetzt 21 Jahren nicht mehr unverbraucht, zur RAO, die tägliche Bewegung notwendig macht, kommt Arthrose an vielen Stellen im Körper, muskuläre Unpässlichkeiten, Wetterfühligkeit und eine seit jungen Jahren perfektionierte starke Schiefe (als wir uns vor sieben Jahren kennenlernten, konnte er rechte Hand weder galoppieren noch auf dem Zirkel laufen). Seit einiger Zeit wirkt er jedoch immer jünger, er bekommt eigene, neue Bewegungsideen, die ich durch das Clickertraining, was uns seit Beginn an begleitet, weiter verstärke. Seine Bewegungen werden immer runder, er bekommt eine Idee von Hankenbeugung, im freien Spiel wird er immer leichter in der Vorhand, er wird einfach immer schöner :)
Es ist schwer zu sagen, woran wir gerade arbeiten, wenn man es an Lektionen festmachen wollte. Im Schritt und Trab nutzen wir täglich alle Seitengänge zur Geraderichtung, wobei der Grad der Abstellung natürlich dem Alter angepasst ist. An der Hand und aktuell auch unter dem Reiter arbeiten wir u.a. an den halben bzw. verkürzten Tritten, dem Schulhalt und dem versammelten Galopp.
Gemeinsam mit Ece konnten wir bisher u.a. folgendes verbessern:
- das Verkürzen ohne eng zu werden sowie das reelle Verlängern des Körpers
- das Herandehnen an den äußeren Zügel
- Schulterkontrolle in der Bodenarbeit und beim Reiten, auch mit Cavecal
- die Kontrolle der einzelnen Hinterbeine
- generell die Reaktionsfähigkeit auf die Hilfen.
Wir arbeiten ausschließlich gebisslos, aktuell mit Cavecal bzw. Cavemore und meist mit Pad. Wir sind jedoch nicht nur mit Seitengängen und versammelnden Lektionen beschäftigt, sondern machen auch häufig ausgedehnte Ausritte mit vielen Klettereinlagen und schnellen Galoppstrecken, regelmäßig Cavalettiarbeit, Einheiten in Anlehnung an die Dualaktivierung, Spaziergänge und Langzügelarbeit. Annika und ich arbeiten auch weiterhin mit einer Bewegungstrainierin nach Eckart Meyners an einem noch geschmeidigerem Sitz bzw. einer besseren Einwirkung, u.a. auch mit den Franklin-Bällen oder Sporteinheiten ohne Pferd.
August 2016
Oktober 2017
Üben des Schulhalts und des Vorwärtsdehnen mit immer weniger Rückständigkeit, was ihm zu Anfang sehr schwer fiel.